Am Anfang der Messung steht die sogenannte vorausgehende Prüfung. Hierbei wird bei ungefähr der höchsten für die Messung vorgesehenen Druckdifferenz das Gebäude auf „große“ Leckagen untersucht, die, falls sie gefunden werden, zu protokollieren sind. „Große Leckage“ ist allerdings nicht genauer definiert, wodurch sich erhebliche Spielräume für die Interpretation ergeben.
Hieraus resultiert aber, dass die Leckagesuche zur Messung nach DIN EN 13829 zwingend dazugehört und nicht etwa als zusätzlicher Posten in der Preisliste ausgewiesen werden darf, wie bei so manchem Preisbrecher im Internet üblich.
Bei der eigentlichen Messreihe wird dann zuerst die natürliche Druckdifferenz bei geschlossenem Gebläse ermittelt. Werden dabei 5 Pascal überschritten, wird die Messung nicht durchgeführt.
Folgendes können die Gründe hierfür sein:
- hohe Gebäude
- große Temperaturunterschiede zwischen innen und außen
- Wind
- viele oder große Leckagen im oberen Teil des Gebäudes
- Lüftungsgeräte (v.a. Abluft) in Betrieb
Auch die einzelnen Druckstufen der Messreihe sind klar definiert (siehe Infokasten Messreihe):
Fünf Messpunkte zwischen 50 und 10 Pascal bei einem Abstand von nicht mehr als 10 Pascal sind allerdings in der Regel nicht ausreichend, da das System selten exakt bei 50-40-30-20-10 misst. Schon bei leichtem Wind ergeben sich hier größere Sprünge und die Messung ist nicht mehr nach Norm.
Danach wird die natürliche Druckdifferenz erneut ermittelt. Sollten dabei 5 Pascal überschritten werden, wird die Messung ungültig erklärt. Diese Überschreitung der Druckdifferenz muss im Prüfbericht erwähnt werden.
Messreihe nach DIN EN 13829 und DIN EN ISO 9972 2018-12
- Ermittlung der natürlichen Druckdifferenz vor und nach der Messreihe
- mindestens 5 Messpunkte
- Abstand der einzelnen Messpunkte nicht mehr als 10 Pascal
- größte Druckdifferenz mindestens 50 Pascal
- kleinste Druckdifferenz 10 Pa oder 5x natürliche Druckdifferenz, je nachdem, welcher Wert höher ist
(DIN EN ISO 9972 2018-12: etwa 10 Pascal +/- 3 Pa)
Lesetipp
- Fachartikel: eine Ursache, große Wirkung – Auch kleine Leckagen in der Gebäudehülle können zu Bauschäden führen
- Fachartikelserie: Anschlüsse clever und gut lösen (1/8) – Typische Leckage: Kabeldurchdringungen bei Elektroinstallationen
- Gefährliche Leckagen: Bewertung von Fehlstellen in Luftdichtheitsebenen
Hintergrund der Serie
In Deutschland bestehen hinsichtlich der Ausbildung keine Anforderungen an Blower-Door-Messungen. Bei näherem Hinsehen gibt es allerdings einiges zu beachten.
Die meisten Messungen finden derzeit noch auf Grundlage der Energieeinsparverordnung EnEV statt. Zum einen definiert sie Grenzwerte (siehe Infokasten 1 Grenzwerte), zum anderen fordert sie seit 2014 das Verfahren B der DIN EN 13829. Diese ist zwar offiziell zurückgezogen und durch ISO 9972 ersetzt, da sich die aktuelle EnEV aber auf sie bezieht, hat sie nach wie vor Gültigkeit. Das ändert sich voraussichtlich erst mit Einführung des Gebäudeenergiegesetzes GEG. Derzeit ist davon auszugehen, dass sich das GEG auf die im Dezember 2018 veröffentlichte Norm DIN EN ISO 9972:2018-12 beziehen wird, bei der sich durch die nationalen Anhänge einige entscheidende Änderungen zur ursprünglichen ISO 9972 ergeben.
Diese Artikelserie von Holger Merkel ist in ähnlicher Form als Fachartikel in der aktuellen April-/Mai-2020-Ausgabe von der bauschaden erschienen. Ein kostenloses Probeexemplar kann hier bestellt werden.
- Verfahren B der DIN EN 13829 (Teil 1)
- Die einzelnen Schritte der Messung (Teil 2)
- Der Prüfbericht nach Norm DIN EN 13829 (Teil 3)
- Grenzwerte EnEV (Teil 4)
- Blowerdoor-Messung bei großen Gebäuden (Teil 5)
- Kalibrierung der Messgeräte (Teil 6)
- Die neue Messnorm DIN EN ISO 9972 2018-12 (Teil 7)
- Messzeitpunkt ändert sich (Teil 8)
- Wesentliche Änderungen bei temporären Abdichtungen (Teil 9)
- Teilmessungen bei Mehrfamilienhäuser (Teil 10)
- Neu: Unter- und Überdruckmessung verpflichtend (Teil 11)
- Messung bei großen Gebäuden nach DIN EN ISO 9972 2018-12 (Teil 12)
- Regelung kleiner Räume ohne Luftverbund (Teil 13)
- Übergang von EnEV zu GEG (Teil 14)
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Autor der Artikelserie: Holger Merkel
Holger Merkel ist Blower-Door-Messdienstleister, Fachkraft für Differenzdruckmesstechnik (HwK) und Dozent. Mit seinem Team führt er mehr als 400 Messungen im Jahr durch. Er supportet auch andere Messteams mit seinem Wissen. Sein Know-How gibt er in Vorträgen, Seminaren und Blower-Door-Ausbildungen weiter. Zudem ist er Gastgeber des Podcasts von Luftdichtheit-geprüft.de
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