Bellheim/Piatra Fântânele. Hier in Transsilvanien, wo Dracula zuhause ist, haben die Menschen keine Angst vor Vampiren. Denn unter ihnen sind selbst Blutsauger, die illegal Jahrhunderte alte Bäume abholzen lassen, um diese dann gewinnbringend nach Westeuropa zu verkaufen. Wenn man an illegalen Holzeinschlag denkt, denkt man an Amazonas oder Südostasien. Aber hier geht es um ein EU-Land.
Die abgeholzten Flächen bleiben vielfach kahl und sind der Erosion ausgesetzt. Die Konsequenz: Überflutungen mit Todesfällen, beispielsweise 2006 in Bistritz.
In der Region gibt es kaum Industrie, viele der Holzdiebe haben einen kleinen Bauernhof, um sich und ihre Familie zu ernähren. Pferdekraft ist bei diesen Familien wörtlich gemeint. Um Bildung zu bekommen, wandern Jungen und Mädchen oft stundenlang zur nächst gelegenen Schule. Einige Gebäude wirken wie eine verfallene Kulisse aus der amerikanischen Serie Unsere kleine Farm: Kleine Häuschen, schlecht zu beheizen, statt einer Toilette gibt es um die Ecke ein Klohäuschen aus Holz.
Die Menschen, die das Holz heimlich schlagen und damit ihre Umwelt schleichend zerstören, verdienen kaum an dem Exportschlager Holz. Doch das Problem sind nicht die Bewohner mit ihren Pferdekutschen, sondern die Organisation dieses Verbrechens an der Umwelt. Diese zieht sich durch Politik, Verwaltung und Wirtschaft. So gibt es Forstwirte, die Geld fürs Wegschauen bekommen; Polizisten, die nur selten kontrollieren und die Industrie, die das Holz zu Dumpingpreisen abnimmt und für ein Vielfaches verkauft. Korruption ist in Rumänien ein bekanntes Problem.
Tasuleasa Social: Umweltorganisation, die Kinder und Jugendliche aufrüttelt
Dagegen möchte eine kleine Gemeinschaft in den Karpaten etwas tun. Genau gegenüber dem berühmten Hotel Dracula in Piatra Fântânele hat Alin Uhlmann-Useriu einen Verein gegründet: Tasuleasa Social. Tasuleasa heißt der Berg, an dem sich Alin und seine Mitkämpfer angesiedelt haben. Social steht für die Motivation, sich um die Menschen in der Region zu kümmern und die kommende Generation mit Selbst- und Umweltbewusstsein zu bereichern.
Das Besondere der Organisation: Sie kämpft für ihre Ideale (gegen Holzdiebstahl, Wiederaufforstung), kümmert sich um bedürftige Kinder (Campwochen, Weihnachtsgeschenke, Ausstattung für Schulen) und vermittelt rumänischen und deutschen Kinder und Jugendlichen, warum es sich lohnt, mit der Umwelt in Einklang zu leben. „Bäume sind nicht nur Holz. Ein Wald schützt uns Menschen bei Regen vor dem Wegrutschen des Bodens und Überschwemmungen, Pflanzen produzieren Sauerstoff und geben Tieren wie Bären und Luchsen Lebensraum“, sagt der Gründer des Projekts Alin Uhlmann-Useriu.
Jede Stunde verschwinden drei Hektar Wald
So setzen Uhlmann-Useriu und sein Team jedes Jahr ca. 60 000 junge Bäume. Sie bepflanzen brach liegende, ausgelaugte Landflächen und teilweise illegal gerodete Waldstücke. Denn jede Stunde verschwinden drei Hektar Wald in Rumänien: „Wir kümmern uns um minderwertige Landflächen, die durch intensive Landwirtschaft und frühere Abholzung zerstört wurden und wählen auch Flächen aus, wo die Erde bereits rutscht.“
Die Ironie dabei: Die Setzlinge, die sie für staatliche Landschaftsgebiete zum Aufforsten kaufen, erwerben sie von staatlichen Baumschulen. Finanzielle Unterstützung vom Staat gibt es keine.
Wieso sollte man umsonst etwas für die Gemeinschaft tun? Ehrenamt = Fremdwort
Uhlmann-Useriu hat jahrelang in Lauf bei Nürnberg gelebt und unter anderem auch für die Johanniter gearbeitet und die Philosophie des Ehrenamts kennen und schätzen gelernt: „Sich ehrenamtlich zu engagieren, die Idee ist in Rumänien nicht sehr verbreitet. Während des Kommunismus wurden die Menschen gezwungen, was für die Gemeinschaft zu tun. Daher sieht die Mehrzahl keinen Sinn darin, sich jetzt freiwillig zu engagieren.“
Nichtsdestotrotz hat es das Tasuleasa-Social-Team geschafft, dass tausende Jugendliche sich engagieren wollen: Sowohl in Rumänien als auch in Deutschland. Sie pflanzen Bäume, verteilen Weihnachtspakete an bedürftige Kinder in der Region, fischen Müll aus den Wäldern und Flüssen (1000 Tonnen Müll in zehn Jahren) und betreuen rumänische Kinder in den Tasuleasa-Camps.
Pädagogischer Walderlebnispark und pflanzliche Kläranlage auf dem Vereinsgelände
Bei diesen Camps sollen auch Kinder aus ärmeren Gesellschaftsschichten mit Spaß die Vielfalt der Natur kennenlernen, beispielsweise durch das Walderlebniszentrum auf dem Gelände. Tasuleasa-Social bildet Jugendliche zu „Volunteers“ aus, die dann ihr Wissen weitergeben. „Rumänischer Wald ist ein europäisches Gut- das betrifft uns alle. Bei Naturkatastrophen interessieren Landesgrenzen nicht. Der Klimawandel wird beschleunigt und die Erderwärmung ist nachgewiesen“
Alles auf dem Vereinsgelände ist nachhaltig: Das Wasser, das sie aus dem Wald entnehmen wird durch Solar oder Holz erwärmt und das verbrauchte Wasser landet in einer eigenen, natürlichen Kläranlage, wird dort mehrfach gefiltert und gereinigt damit es wieder klar in den Bach geleitet werden kann.
Fotos vom Walderlebnispark
Airtight-Junkies bei Tasuleasa Social
Finanziert werden die Aktionen durch Sponsoren und private Spender. Holger Merkel und Heide Gentner von den Airtight-Junkies sind im Oktober nach Transsilvanien gereist, um bei der Dämmung bestehender Vereinsgebäude zu helfen. Markus Appl, der das Druck-und Weiterverarbeitunngsunternehmen Appl in Wemding leitet, hatte das Zeitungspapier gestiftet, der Cellulosehersteller CWA Angelbachtal verwandelte es in den Dämmstoff Climacell und Holger Merkel von bionic3 GmbH flog nach Transsilvanien, um den Verarbeitern zu zeigen, wie sie die Cellulose richtig einblasen. Der Luftdichtungshersteller pro clima sponsorte die kompletten Luftdichtungs- und Winddichtungssysteme und berichtet über Tasuleasa Social auch in seinem aktuellen Planungs- und Sanierungshandbuch WISSEN 2014/15.
Kampf gegen Windmühlen
Letztendlich muss sich das Bewusstsein der Bevölkerung ändern und Druck auf die Regierenden ausgeübt werden. Das Tasuleasa-Team schreibt Petitionen für neue Forstgesetze: dass Gesetze die bereits existieren auch befolgt und kontrolliert werden, gegen Wilderei. „Leider sind wir da eher erfolglos, weil die Interessen an dieser Art des Rohstoffs zu groß sind: Von Seiten der Illegalen, des Staats und der Industrie. Auch österreichische Firmen wie Kronospan und Schweighofer profitieren von dieser Art Abholzung,“ stellt Uhlmann-Usuriu fest.
Er weiß, dass es ein Kampf gegen Windmühlen ist und dass die Tasuleasa-Gemeinschaft und ihre Fans nur eine Minderheit sind. Aber Uhlmann-Usuriu lässt sich von Rückschlägen nicht beirren. Und jeder, der ein paar Tage auf dem Vereinsgeländer am Tasuleasa Berg war, ist von der Natur, den Menschen und der Idee verzaubert.
Weitere Links zum Thema illegaler Holzeinschlag in Rumänien
Kurzvorstellung des Tasuleasa-Projekts:
https://www.youtube.com/watch?v=l1AIG1YxGSs
44-minütiger Film über Tasuleasa:
https://www.youtube.com/watch?v=OWsy-Kkx2VE
Kontakt:
Tasuleasa Social
Alin Uhlmann Useri (Spricht deutsch, englisch und rumänisch)
http://tasuleasasocial.ro/index.php?id=contact&main=contact&lang=de
CWA Cellulosewerk Angelbachtal GmbH
Etzwiesenstraße 12
D-74918 Angelbachtal
Tel: 072 65 – 91 31 -0
Fax: 072 65 – 91 31 -21
E-Mail: info@climacell.de
pro clima
MOLL bauökologische Produkte GmbH
Rheintalstraße 35 – 43
68723 Schwetzingen
bionic3 GmbH
Holger Merkel
Obermühlstraße 7
76756 Bellheim
Tel: 07272-927385
E-Mail:hm@bionic3.de
Das bionic3 Team berät und schult als Climacell Gebietsvertretung Süd-West alle Baubeteiligten zum Thema Dämmung mit Celluloseflocken.
Weitere Informationen zu den Dienstleistungen der bionic3 GmbH finden Sie auf der Homepage bionic3.de. Sie können das Team auch direkt kontaktieren per E-Mail info@bionic3.de oder Telefon: 07272-927385
Neuigkeiten zu bionic3 stehen auch auf Facebook und auf Twitter.
Impressionen vom Climacell-Flocken-Workshop in Rumänien: Markus Appl, der das Druck-und Weiterverarbeitunngsunternehmen Appl in Wemding leitet, hatte das Zeitungspapier gestiftet, der Cellulosehersteller CWA Angelbachtal verwandelte es in den Dämmstoff Climacell und Holger Merkel von bionic3 GmbH flog nach Transsilvanien, um den Verarbeitern zu zeigen, wie sie die Cellulose richtig einblasen.
Alle Fotos zum Artikel zum kostenlosen Download bei Quellennennung: https://www.flickr.com/photos/airtight-junkies/sets/72157647041190503/ Fotoquelle: airtight-junkies.de
pro clima hat für den großen Aufenhaltsraum feuchteschutztechnisch untersucht und das Material für die Luftdichtung innen und Winddichtung außen gesponsert. Gleichzeitig unterstüzt pro clima die Wärmedämmsysteme weitere Häuser des Vereins: