Zentral, schön, ökologisch und günstig in einer Großstadt wohnen – und das noch als Mieter: Eigentlich fast unmöglich, war dazu unser erster Gedanke. Unser pro clima Kollege Günter Bergmann zeigt uns jedoch, dass das möglich ist. Er ist gerade dabei, den Traum vieler zu verwirklichen: Schön und bezahlbar wohnen, bei Hausentscheidungen mitbestimmen und trotzdem als Mieter nicht an eine Wohnung und somit einen bestimmten Ort für immer gebunden zu sein.
Mit dem Verein umbau² Turley organisiert Günter Bergmann mit künftigen Mietern den Bau eines Mehrgenerationenhauses in Mannheim. Es wird auf dem ehemaligen Kasernengelände der Turley-Barracks in Mannheim-Neckarstadt entstehen.
Bauvolumen 2,5 Millionen- finanziert durch Direktkredite, Bank und KfW
Das Bauprojekt hat ein Volumen von etwa 2,5 Millionen Euro, finanziert wird es durch Kredite, die durch die späteren Mieteinnahmen abbezahlt werden. Und durch eine abgewandelte Form von Eigenkapital: Mit sogenannten Direktkrediten. Hier können Interessierte in das Projekt investieren – die Beträge werden bis zu 2% verzinst. „Die Höhe des Kredits könnt ihr selbst bestimmen, auch den Zinssatz – wir können bis zu 2 % zahlen und die Kreditlaufzeit sind mindestens sechs Monate. Bei der Laufzeit sind wir flexibel, auch wenn wir uns natürlich über lange Laufzeiten freuen“, sagte Umbau²-Turley-Gründer Simon Bartl-Zuba beim Infomatinée am Sonntag, 7. 12.2014. Derzeit können noch 200.000 Euro investiert werden.
Mietshäuser Syndikat GmbH unterstützt das Projekt
Umbau² Turley hat sich mit dem Mietshäuser Syndikat GmbH zusammenschlossen,
die solche Projekt in ganz Deutschland bereits umgesetzt hat, u.a. in Köln und Hamburg. Das Syndikat hilft mit Know-how und bei der Finanzierung. So sollen in Deutschland mehr bezahlbare, faire, generationsübergreifende Wohnungen entstehen, die auch künftigen Generationen zur Verfügung stehen.
Zentrumsnahes Konversionsgelände
Das schöne an dem Projekt ist zudem, dass es nicht zu einer weiteren Flächenversiegelung führt. Denn Umbau²Turley nutzt ein Konversionsgelände, das durch Abzug der amerikanischen Streitkräfte frei wurden und einer neuen Aufgabe zugeführt werden kann.
Nachhaltig, barrierefrei, sozial durchmischt – Ziel: 8, 50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter
Nach den derzeitigen Berechnungen von Günter Bergmann und seinem Team, werden die Mieter im Schnitt 8,50 Euro pro Quadratmeter an Kaltmiete zahlen, was für diese Lage sehr günstig ist. Zudem sollen einige Wohnungen für Menschen mit geringerem Einkommen zur Verfügung gestellt, indem sie sie als Sozialwohnungen (30% weniger als die herkömmliche Miete) deklariert werden. Das Haus ist teilweise barrierefrei, es sollen alle Lebenskonstellationen vertreten sein: Familien, Singles, Wohngemeinschaften etc. Das Gebäude wird möglichst nachhaltig geplant, u.a. mit einer Photovoltaikanlage: „Wir wollen zeigen, dass man auch ökologisch und günstig bauen kann“, sagt Günter Bergmann.
Gegen die Haben-Mentalität: Bezahlbaren Wohnraum schaffen für die Gemeinschaft und künftige Generationen
Sicherlich gibt es einige Vereinsmitglieder, die sich auch eine Eigentumswohnung oder ein Haus selbst finanzieren könnten. Aber mit diesem Projekt zeigen sie, dass man seine Vorstellungen einer idealen Wohnung auch gemeinschaftlich umsetzen kann. Und dieser bezahlbare Wohnraum für künftige Generationen erhalten bleibt. Im Gegenzug müssen die Mieter sich auch engagieren: als GmbH kümmern sie sich um Buchhaltung, Abrechnungen, Entscheidungen was das Haus betrifft: Die Höhe der Miete, welche Investitionen werden getätigt, was muss für die Erhaltung aufgewendet werden und vieles mehr.
In zunehmend verdichteten Ballungsräumen ist es wichtig, alternativen Wohnraum zu schaffen. Immer mehr Menschen, werden immer weiter aus dem Stadtkern verdrängt, da sie sich die steigenden Mieten und sanierten Luxuswohnungen nicht leisten können. Das beeindruckende an diesem Projekt und an Günter Bergmann ist, dass die ganze Idee in einer Gemeinschaft – derzeit sind es 17 bei Umbau² Turley – geplant und umgesetzt wird.
Weitere Infos: