Dachsanierung von innen: 10 Tipps, die eure Bauprojekte für immer verbessern werden

Dach Innen

Kurz vor dem Einzug entdeckte der Energieberater die verfaulten Sparrenköpfe am Dach: Dabei war es sein Gebäude, das künftig das neue Zuhause seiner Familie sein sollte. Er dachte, dass er alle Punkte bei der Planung beachtet hatte. Aber er hatte vergessen, an einer Stelle das Dach zu öffnen und den Zustand in Augenschein zu nehmen.

Holger Merkel von bionic3 wurde in diesem Fall zu Hilfe gerufen, als der Schaden schon passiert war. Oft machen er und sein Team bereits vor der Dachsanierung eine Luftdichtheitsberatung und während der Bauphase einen Blower-Door-Test. „Luftdichtheit in der Theorie ist einfach, in der Praxis und vor allem in der Sanierung aber tricky“, sagt Holger.

In dieser Podcastfolge 26 haben wir unsere 10 Tipps zur Dachsanierung von innen zusammengestellt. Wir stellen Abläufe vor, die euch vor Überraschungen schützen. Holger erzählt zudem von seinen Baustellen-Erfahrungen – mal sind die lustig, mal erschreckend.

Das lernst Du in dieser Podcastfolge

  • die Bedeutung der Bestandsanalyse
  • 10 Tipps für eine fachgerechte, schadensfreie Dachsanierung von innen
  • dass das Argument „das bezahlt mir keiner“ später richtig teuer wird
  • typische Fehler bei der Dachsanierung von innen
  • wie dich Blower-Door-Tests vor und während der Sanierung weiterbringen und Auftrageber:innen, Planer:innen und Handwerker:innen Geld und Nerven ersparen

Herausforderung Dachsanierung: Das Problem ist nicht sofort sichtbar

Bei Sanierung sollten Planerinnen, Planer, Handwerkerinnen und Handwerker sich das Dachprojekt genau anschauen, bevor sie ein Angebot abgeben. Oft sind die Schwierigkeiten, die später Material und Zeit kosten, nicht auf den ersten Blick sichtbar.

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Unsere besten Tipps für eine erfolgreiche Dachsanierung

1. Analyse des Ist-Zustands

Das geht beispielsweise mit Bauteilöffnungen und einem Blick mit dem Endoskop ins Innere einer Konstruktion. Wir von bionic3 haben beispielsweise ein kleines Endoskop, das wendig auch durch kleine Öffnungen durchblicken lässt. Ein Blower-Door-Test bzw. eine Leckagesuche kann auch zur Analyse des Ist-Zustands eingesetzt werden.

2. Festlegung der luftdichten Ebene

Holger und sein Team werden oft gerufen, um die eindeutige luftdichte Ebene festzulegen. Denn diese ist bei Sanierungen oft nicht offensichtlich.

Schreckensbeispiel: Falscher Anschluss und doppelte Mauer bei einem 100 Jahre alten Stadthaus

Wenn die luftdichte Ebene vorher nicht durchdacht ist, kann es zu Fehlern und Schäden kommen. Hierzu berichtet Holger im Podcast ab Minute 12 über ein Beispiel eines 100 Jahren alten Stadthauses.
Dort wurde die Dampfbremse an eine vermeintliche Giebelwand angeschlossen. Bei der Leckagesuche stellte Holger fest, dass es sehr stark zieht. Als er die Mauer näher untersuchte, bemerkte er, dass diese gar nicht die finale Wand war. Hinter der massiven Masse befand sich noch eine weitere Mauer. So war zwischen den beiden Mauern ein Hohlraum.

Was hier geholfen hätte: Vorher die Pläne und Geschichte des Hauses genau untersuchen und damit durch das Objekt schreiten, das saniert werden soll. Dadurch werden die Dimensionen klarer und auch eine potenziell verstecke Mauer sichtbar. Hohlräume beispielsweise kannst du entdecken, indem du den Verlauf von Rohren nachgehst. Wenn plötzlich ein Rohr verschwindet, ist meist ein Hohlraum dahinter. Mehr dazu ab Minute 15:28 im Podcast.

Bei dieser misslungenen Sanierung wurden nachträglich mehrere versteckte Hohlräume entdeckt: Auch der Traufbereich war nicht richtig angeschlossen. 

3. Frage: was bleibt sichtbar?

Bei der Bestandsanalyse ist wichtig zu schauen, wo die luftdichte Ebene verläuft und was später sichtbar bleibt.

4. Materialanalyse: Auf was wird später geklebt?

Gern vergessen wird, dass die Bauteiloberflächen entscheidend bei der Materialwahl der luftdichten Ebene sind. Ist Putz vorhanden, darf dieser nicht bröckeln, sonst, muss er vorher ertüchtigt werden. Beispielswiese mit einem Primer.

Bimssteine sind porös und müssen komplett luftdicht verputzt oder verspachtelt werden, vorher macht ein luftdichter Anschluss keinen Sinn.

Wenn die luftdichte Ebene an Holz angeschlossen werden soll, muss überlegt werden, wie konkret geklebt wird. Sägeraues Holz muss beispielsweise vorher auf jeden Fall geprimert werden. Manche Klebemassen verfügen allerdings über einen Primer-Anteil.

Daher empfehlen wir vorher die verschiedenen Materialien auszutesten.

5. Probeklebungen

Bei Luftdichtheitsberatungen im Falle einer Sanierung empfiehlt Holger immer Probeklebungen. So stellt er mit dem Handwerker- oder Planer-Team verschiedene Klebebänder und Kleber zusammen und verarbeitet sie an Teststellen. Nach ein paar Tage kann das Team dann schauen, ob und wie stark das noch klebt.

Merke: Die Klebkraft kann nicht sofort festgestellt werden, da die Verbindungen sich erst nach einer gewissen Zeit aufbauen. Ein weiterer Vorteil: Wenn ihr erst nach ein paar Tagen schaut, seht ihr auch, ob die Klebeverbindungen dauerhaft und unter Baustellenbedingungen (Feuchte, Kälte etc.) halten.

6. Nein zum „irgendwie machen“

Schnell und günstig bitte – das sind manchmal die Anforderungen und Anfragen von Auftraggeberinnen und Auftraggebern. Sag hierzu lieber „nein“. Denn das zeigt, dass das Verständnis von Qualität fehlt.

Vor allem bei der Dachsanierung kann kein generelles Angebot abgegeben werden. Schon vor der Angebotserstellung sollten Planerinnen, Planer, Handwerkerinnen und Handwerker klar kommunizieren, dass erst die Bestandsanalyse eine Einschätzung möglich macht.

7. Geschossdecken bei der Begehung nicht vergessen

Bei der Bestandsanalyse von Dachsanierungen wird meist das Dach untersucht, die obersten Geschossdecken jedoch vergessen. Hier finden sich jedoch die meisten Strömungen und es zieht wie Hechtsupp.

Ab Minute 22 erzählt Holger von einer Dachsanierung von innen, bei der dies beinahe vergessen worden ist. Hier wurden die Decken nicht geöffnet, auf den Holzbalken lag das Dach (Fußpfette/Schwellenholz auf) – es gab eine direkte Verbindung nach außen.

Bei solchen Konstruktionen gibt es zwei Lösungen:

  1. Decke ringsum öffnen, unteren Anschluss der Folie bis an die Wand des darunter liegenden Geschosses führen.
  2. Decke ober- und unterseitig komplett luftdicht ausbilden. Achtung, hier muss jede Durchdringung komplett abgedichtet werden.

8. Vorsicht bei Einhangdecken: Untersuche sie auf Hohlräume

Bei Einhangdecken sind oft Luftströme vorhanden, die bis nach außen gehen.

Dabei werden Ziegel- oder Bimssteine in Träger eingehängt. Ohne unterseitige Putzschicht verbleiben viele Hohlräume. Bei Holzlbalkendecken werden die Blindböden oft übersehen: Hier schauen die meisten von oben drauf und sehen nicht, dass bis zur Unterkante des Balkens Hohlräume vorhanden sind.

Das kann man durch Blower-Door-Tests aufdecken.

Ausspritzen ja – aber nur die luftdichte Ebene

Längsrisse der Holzbalken müssen ausgespritzt werden, wenn sie Teil der luftdichten Ebene sind. Neulich war Holger auf einer Baustelle, bei dem er diesen Rat gab. Die Ausführenden waren jedoch besonders eifrig und haben alle Längsrisse abgedichtet, auch die, die nicht für die Luftdichtheit relevant sind. Da einige im sichtbaren Bereich lagen, war das nicht optimal.

9. Folienstreifen verlegen, bevor die Stahlbauteile eingesetzt werden

Koordination auf der Baustelle spart Zeit und Geld. Beispielsweise, wenn rechtzeitig Folienstreifen für die folgenden luftdichten Anschlüsse vorbereitet werden. Das ist u. a. bei statischen Ertüchtigungen relevant, also wenn später noch Stahl- oder Holzbauteile eingesetzt werden, die die luftdichte Ebene unterbrechen.

10. Gesundheit: Prüft, ob Holzschutzmittel in alten Häusern angewendet worden sind

Das wird leider oft übersehen: Manche alten Häuser wurden mit Holzschutzmitteln gegen Schädlinge präpariert. Diese können jedoch giftig sein. Vor der Sanierung ist es meist nicht so gefährlich, da es überall zieht – nach der Sanierung ist jedoch alles schön luftdicht und wärmegedämmt. Da können sich dann die Giftstoffe in der Raumluft aufhalten.

Lösung: ein paar Holzspäne entfernen und dann zur Prüfung einschicken.

Wie Blower-Door-Tests Schäden bei der Dachsanierung verhindern

Unsere Erfahrung ist: Menschen, die einen Blower-Door-Test baubegleitend einsetzen, haben weniger Bauschäden. Darüber sprechen wir ab Minute 27. Durch baubegleitende Leckagesuchen können rechtzeitig Undichtheiten aufgedeckt werden.

Auch der Lerneffekt für alle Baubeteiligten ist meist groß: Sie lernen versteckte Leckagen kennen, die bei der nächsten Sanierung sofort abgedichtet werden können.

Wie kommt es zu schlimmen Fehlern bei der Dachsanierung?

Planungsbüros, Architekt:innen und Handwerker:innen, die normalerweise nur Neubauten planen und umsetzen, haben oft Schwierigkeiten bei der Sanierung. Denn eine Sanierung ist nicht nach einem festen Schema planbar. Ab Minute 7:19 spricht Holger von den Hintergründen.

Sanierungen sind attraktiv für viele Architekturbüros und Handwerksunternehmen, da

  1. Menschen nach einer gewissen Wohndauer ihr Haus energetisch sanieren wollen.
  2. Neubauten meist kleinere Grundstücke haben und somit Bestandsobjekte günstiger sind.
  3. die Fläche immer mehr versiegelt ist und daher vor allem in Städten saniert und aufgestockt wird.

Häuser, die bereits nach 5 oder 10 Jahren wieder saniert werden

In den Podcastsfolgen 24 und 25 hatten wir den Energie-Effizienz-Experten Rainer Feldmann als Gast bei Luftdichtheit geprüft. Er sprach mit uns darüber, dass viele Menschen nicht auf dem aktuellen Stand bauen. Daher gibt es nun die Möglichkeit, relativ schnell wieder zu sanieren: mit Fördermitteln. Hier gehts zu den Folgen:

Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG): Neues, Skandalöses und Kurioses

Wann ein Blower-Door-Test noch Geld bringt | BEG Förderung und gesetzliche Vorgaben – Podcast Nr. 25

Woher kommt die Ausrede „100 % luftdicht geht nicht“?

In keinem anderen Gewerk wird über die prozentuale Machbarkeit geredet. Warum gerade bei der Luftdichtheit häufig die Aussage „100 % geht nicht“ fällt und warum professionelle Handwerker:innen und Planer:innen auf diese Aussage verzichten sollten, erfahrt ihr in unserem Podcast.

Denn: Nicht möglich ist falsch. Restauratorinnen und Restauratoren zeigen u. a., dass 100 % fachgerechte Sanierung von Dächern und Häusern funktioniert.

Das atmende Haus – ein paar Löcher gehen doch

Also ganz luftdicht ist ja auch nicht gut, Häuser sollen doch atmen könnten – kennst Du solche Kommentare? Unser Kollege Dirk Kabisch, TÜV zertifizierter Blower-Door-Messdienstleister, hat bei einer Leckagesuche endlich das atmende Haus gefunden. Er hat dazu ein Beweisvideo aufgenommen.  

Kontakt

Holger Merkel | Blower-Door-Messdienstleister, Luftdichtheitsberater, Referent, Autor
hm@bionic3.de| 07272-927385 | 0171/706 1344 |https://www.bionic3.de/ueber-uns/

Heide Merkel
| Fachjournalistin & Kommunikationsexpertin
heide.merkel@besser-als-marketing.de | 0151 649 33058 | https://www.besser-als-marketing.de/ueber-uns/

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