Anpressdruck, neue Dichtungen und schon zieht’s etwas weniger? Mit Thermografie-Equipment können Leckagen sichtbar aufgedeckt werden. In der Theorie kann das jeder mit einer Wärmebildkamera. In der Realität geht einiges schief – aus Unkenntnis oder weil die Thermografie-Bilder zum Angstmachen eingesetzt werden sollen.
aher sprechen wir in dieser Folge Klartext mit Thermo-Experten Heiner Roeder. Er praktiziert Thermografie seit 2003, hat selbst Wärmebildkameras entwickelt und gibt viele Zertifizierungschulungen.
Das weißt du nach dieser Podcastfolge 41:
Was eine gute Thermografie-Kamera ausmacht
wie eine Wärmebild-Kamera funktioniert
wieso es Innen- und Außenaufnahmen gibt und welche sinnvoller sind
wie du den passenden Thermografie-Dienstleister für dein Projekt und Gebäude findest
wieso eine gute Thermografie-Kamera nichts taugt, wenn der Nutzer sich nicht richtig auskennt
was billige Thermografie-Kameras können
was man alles nachträglich am Computer von der Thermografieaufnahme ändern kann
zu welcher Jahreszeit Thermografie besser funktioniert
warum Heiner Roeder deine Fragen zu Thermografien beantworten kann.
Mitten im Winter fährt ein Cabrio im Wohngebiet umher und macht Fotos: Das ist eine Aktion eines Energieversorgers, der Wärmebildaufnahmen für Kund:innen aufnimmt. Diese Thermografieaufnahmen von außen geschossen, sehen meist sehr bunt aus. Hausbesitzer:innen und Nutzer:innen sind meist dankbar, wissen aber oft nicht genau, was sie tun können. Manche Bilder sind auch so bearbeitet, dass das Ergebnis alarmierend aussieht, obwohl das abgebildete Gebäude recht energieffizient ist.
Leider gab es schwarze Schafe, die die Skalierung so angepasst haben, dass ein Haus entweder blau oder rot aussah“, sagt Heiner Roeder, Gründer ROEDER Mess-System-Technik. Daher ist es wichtig, vor der Beauftragung von Thermografie-Aufnahmen Ziel und Bedarf definiert werden.
Die Kameraqualität und die Fähigkeit der Nutzer:in beeinflusst Details und Qualität
Eine Thermografieanalyse kann 49 Euro kosten, aber auch mehrere hundert Euro. Ein Schnappschuss, aufgenommen vom Cabrio ist meist recht erschwinglich. Das Wichtigste ist jedoch die Interpretation der bunten Bilder, also die bauphysikalische Auswertung. Diese menschliche Fähigkeit übersteigt auch die Qualität der Kamera. „Eine Thermografie-Kamera ist nur so gut, wie derjenige, der sie einsetzt“. Günstige Kameras haben manchmal den Nachteil, dass sie nur oder eine geringe Auflösung haben. Dadurch sind die Ergebnisse dann schwer zu analysieren.
Bei der Beauftragung sollte man sich daher fragen: Was für ein Ergebnis erwarte ich? Was brauche ich?
Priorität: Fokussieren
Bei Thermoggramme können viele Parameter nachträglich am Rechner geändert werden. Die Fokussierung muss jedoch richtig eingestellt sein.
Missverständnis: Thermografie ist kein Energieausweis
Eine Theromegrifeaufnahme ist nur ein Teil der Gebäudediagnostik, die bei der Energieberatung das Herausfinden der Schwachstellen und die Bewertungen unterstützt.
Thermografie-Kameras geben keine Strahlung ab – Missverständnis
Wärmebildkameras geben keine Strahlung ab, sie nehmen die natürliche Infrarotstrahlungen auf, die jeder Körper abstrahlt. Daher können Thermografiekameras bei völliger Dunkelheit Umrisse erkennen. Die Chiptechnik dahinter wird ungekühlter Mikrobolometer genannt. Diese Technik wird auch in der Rüstungsindustrie und somit in Kriegen eingesetzt. Daher hat der Export von Thermografie-Equipment Auflagen.
Oberflächentemperatur und Emissionsgrad
Eine Wärmebildkamera misst Oberflächentemperaturen – beispielsweise von Gipswand, Metalle und Haut. Die Infrarotstrahlen werden von jedem Körper, also auch jedem Bauteil, abgegeben: Dabei gibt es einen Emissionsgrad, der in der Kamera hinterlegt wird. Dieser kann kalibriert werden mit einem Kontaktthermometer an der Wand. Heiner Roeder empfiehlt vor allem Gutachter:innen, dass sie zwei Messungen machen und die Oberflächentemperatur mit Kontaktthermometer überprüfen.
Der Emissionsgrad kann auch nachträglich in der Software angepasst werden. Mehr dazu ab Minute 18 im Podcast.
Wichtig bei der Arbeit mit Wärmebildkamera: Temperaturunterschied
Thermografie im Hochsommer? Geht, ist jedoch etwas schwieriger. Denn die Thermografiekamera zeigt die unterschiedlichen Wärmestufen an. Je hochwertiger das Thermografie-Gerät, desto besser kann es Details erkennen.
Die beste Zeit für Thermografie ist meist von Oktober bis März. Faustregel: Je größer die Temperaturdifferenz, desto besser die Aussagekraft.
Qualität der Kameras
Bessere Kameras haben einen Autofokus, das erleichtert die Arbeit. Denn Fokussierung ist bei Thermografie-Aufnahmen essentiell. Wenn das Objektiv manuell scharf gestellt wird, muss bei jedem Standortwechsel auf die angepasste Fokussierung geachtet werden. Denn das ist das Einzige, was nachträglich nicht in der Software angepasst werden kann- Messpunkt und Skalierung hingegen können hinterher adaptiert werden. Je mehr Pixel in der Kamera, desto schärfer wird das Bild, desto mehr Messpunkte können aufgenommen werden. Ein Standardobjektiv hat meist Winkel von 25-30° in der Aufnahme. Weitwinkelobjekte können meist mehr auf einmal abbilden – inzwischen gibt es Hersteller, die eine Panoramafunktion anbieten. Bei Auflösung empfiehlt Heiner Roeder mindestens 1920 Messpunkte.
Wer braucht Thermografie-Kameras für die Arbeit?
Heizungsbauer können dies einsetzen, um ihren Kund:innen zu zeigen, wo es dichter werden soll – damit die neue Heizleistung nicht gleich herausgeblasenw rid. Fensterbauer:innen können dies als Wartung, zum Service eingesetzt. Energieberater:innen zur Leckageortung.
Blower-Door-Messdienstleister setzen dies auch öfter bei Ihrer Arbeit ein. Was hier sinnvoll ist und auf was geachtet werden muss- darüber sprechen Holger Merkel und Heiner Roeder in der kommenden Folge 42, die am 1. April 2023 erscheint.

https://www.youtube.com/watch?v=kOMlvLgXUvk


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