Wenn ihr eine Halle, einen Bürokomplex oder ein Hotel messen wollt, dann organisiert euch als Erstes die Pläne. Denn fast jede Halle ist anders – sowohl von der Konstruktion her, als auch von der Dichtigkeit. Das Spannende bei Blower-Door-Tests von großen Gebäuden: das Equipment und die Anzahl der Gebläse hängt von der Luftdichtigkeit bzw. -undichtigkeit ab.
Eine Kühlhalle muss beispielsweise so dicht sein, dass auch 40.000 Kubikmeter mit einem einzigen Gebläse gemessen werden können. Ich persönlich finde die Messung von großen Gebäuden eher unbequem: entweder ist es kalt oder heiß, die Leckagesuche dauert oft Stunden und meist wird die Messung immer wieder unterbrochen, weil jemand aus Versehen eine Tür oder ein Fenster aufmacht. Auch die Gebäudepräparation ist eine Herausforderung an sich.
Holger hingegen ist begeistert von der Messung großer Hallen und Gebäudekomplexen. Daher haben wir dazu eine Luftdichtheit-geprüft-Folge aufgenommen.
Schwierigkeitsgrad von Blower-Door-Messung mit mehreren Geräten
Bei großen Gebäuden ist alles etwas anders. Steffi Rolfsmeier von der BlowerDoor GmbH hat dies mit Auto fahren verglichen: Einfamilienhäuser messen ist wie Pkw fahren. Großmessungen wie Lastwagen einparken. ( Hier könnt ihr die Podcastfolge mit Stefanie Rolfsmeier anhören. )
Der q₅₀-Wert
Bei großen Gebäuden verweist die EnEV auf die DIN EN 13829, das GEG auf die DIN EN ISO 9972.
Bei Blower-Door-Tests von großen Gebäuden ist meist der q₅₀-Wert gefordert. Wie auch bei Ein- und Mehrfamilienhäusern ändert sich der Grenzwert, wenn eine Lüftungsanlage angesetzt ist.
Immer öfter werden bei Bürokomplexen und großen Hallen Blower-Door-Tests schon bei der Projektierung berücksichtigt. Denn wenn eine Blower-Door-Messung geplant ist, bedeutet das, dass die Qualität der Gebäudehülle nachgewiesen werden kann. Und wie wir wissen: Je besser die Luftdichtung, desto effizienter die Wärmedämmung und somit die Energieeffizienz.
Geld sparen mit Blower-Door-Tests
Bei der Projektierung von großen Gebäuden bedeutet das: Wenn Blower-Door-Messungen einkalkuliert sind, sinkt der nachzuweisende Primärenergiebedarf. Dadurch können die Leistung der Heizungsanlage oder Dämmstärken reduziert werden.
Die Einsparungen übertreffen das Vielfache der Kosten eines Blower-Door-Tests.
Bei Einfamilienhäuser wird bei Blower-Door-Tests die Luftwechselrate n₅₀-ermittelt. Je größer jedoch das Gebäude, desto leichter ist es einen guten n₅₀-Wert zu erreichen.
Daher wird bei größeren Gebäuden die Luftdurchlässigkeit q₅₀ ermittelt. Die Anforderungen bezüglich der Luftdichtheit ist bei großen Gebäuden strenger. Das Verhältnis von Hüllfläche zu Volumen ist hier entscheidend. Wir haben die Formel als Grafik vorbereitet.
Grenzwerte der Luftdurchlässigkeit bei großen Gebäuden
Konkret bedeutet das: bei Nichtwohngebäuden mit einem Gebäudevolumen von mehr als 1500 Kubikmeter und bei Wohngebäude, die größer sind als 1500m3 und nach DIN V 18599 bilanziert sind, gilt der q₅₀.
Interessant dabei: Auch wenn das GEG kommt, die Grenzwerte werden sich nicht ändern.
Große Gebäude und hohe Gebäude
2016 durften wir nach New York reisen, da Holger auf der North American Passive House Conference als Referent eingeladen war. Sein Thema: große Gebäude. Darüber sprechen wir ab Minute 7 in der aktuellen Folge von Blower-Door-Wissen.
Hohe Gebäude zu messen unterscheidet sich technisch von großen Gebäuden. Das liegt unter anderem am Kamineffekt und dass es schwierig oder gar fast unmöglich ist, die Anforderungen der Norm zu erfüllen. Beispielweise, dass im ganzen Gebäude – also auch Hochhaus – eine natürliche Druckdifferenz von 5 Pascal eingehalten werden.
Herausforderung bei der Messung von großen Gebäuden
In dieser Folge sprechen wir über die Schwierigkeiten, die Bauleiterinnen und Messdienstleisterinnen bei großen Gebäuden haben. Unter anderem:
- Termindruck vor Übergabe des Gebäudes
- viele Baubeteiligte und Menschen auf der Baustelle
- Sprachbarriere
- kleine und große Leckagen, die an schwer zugänglichen Stellen sind
- vergessene Anschlüsse von Rolltoren, Türen und großen Fenstern
- Kalkulation des Equipments: Anzahl der Gebläse
- Passendes Equipment: Wer Geräte ausleiht, könnte an der Software scheitern
- alte und neuere Drehzahlregler von der Minneapolis BlowerDoor beispielweise arbeiten nicht immer zsuammen. Das ist aufgefallen, als Holger neuere Regler im Einsatz hatte. Die BlowerDoor GmbH rüstet alte Regler nach.
Das GEG kommt – was sich bei großen Gebäuden ändert und was gleich bleibt
Was sich durch das GEG alles ändert, darüber sprechen wir noch in einer extra Folge. Aber auch in dieser Folge fasst Holger kurz zusammen, was sich für große Gebäude ändert. In der Folge 6 haben wir die Änderungen bei der Gebäudepräparation bzw. bei Gebäuden mit Fahrstühlen vorgestellt
Bisher ist die Bilanzierung entscheidend, also nach welcher Norm das Gebäude über 1500 Kubikmeter berechnet wurde. Daraus resultierte n₅₀ oder q₅₀. Künftig wird für alle q5₅₀ gelten. Es muss Über- und Unterdruck gemessen werden. Und beides Mal muss der Grenzwert bestanden werden.
Höchste Druckstufe bisher: 25 Pascal, ab dem GEG: 50 Pascal
Ein entscheidender Punkt ist, dass die höchste Druckstufe bei 50 Pascal liegen muss, nicht wie jetzt bei 25 Pascal. Holger schreibt dazu in einem Fachartikel: „ Immer wieder gibt es große Gebäude, die den Grenzwert gerade so einhalten oder durchfallen. Die Konsequenz hieraus ist, dass mehr Gebläseleistung zur Verfügung gestellt werden muss, Aufwand und Kosten dadurch steigen, und einige Messdienstleister an diesem Markt nicht mehr teilnehmen. Es fallen gleich zwei Notnägel weg: Die 25-Pascal-Regel und das Weglassen einer Messreihe. Wer den Termindruck im Objektbau kurz vor der Abnahme kennt, weiß um die Schwierigkeit, die Blower-Door-Messung terminlich einzuplanen und für diese Zeit die Baustelle nahezu stillzulegen. Allgemein entsteht der Eindruck, dass der Normenausschuss bei Erarbeitung des nationalen Anhangs nur Ein- und Mehrfamilienhäuser im Blick hatte, dieselben Regelungen für große Gebäude anzuwenden geht an der Realität vorbei.“
Holger Merkel mieten: Coaching und Support bei Großmessungen
Holger liebt die Messung von großen Gebäuden, Hallen, Bürokomplexen. Er findet es spannend, dass es jedes Mal anders ist. Daher unterstützt er auch andere Messdienstleister*innen und Energieberater*innen mit Know-How und Equipment. Wer also Holger Merkel mieten möchte, einfach mal durchklingeln: 0171/706 1344 oder schreiben hm@bionic3.de
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Übersicht der Folge
00:00:00 Thema der Folge
00:00:52.Das Spannende bei Messungen von großen Gebäuden
00:01:27 Vorbereitung: Wie viel Equipment muss mit?
00:01:58 Dichtigkeit des Gebäudes relevant für Gebläsezahl
00:02:51 Je undichter das Gebäude, desto mehr Gebläse
00:03:15 Die EnEV entscheidet sehr subtil
00:03:42 Wann Q50 der entscheidende Wert ist
00:04:16 Darum wird nicht nach n50 gemessen
00:04:45Die Anforderungen sind strenger
00:05:39 Beispiel: 11 Stockwerke
00:06:10 Hohe Gebäude und Kamineffekt
00:07:00 Passivhauskonferenz in New York
00:07:42 Was ist komplizierter an Großmessungen?
00:07:50 Falsche Kalkulation
00:09:17 Herausforderung Messung eines Hochhauses
00:10:52 Erfahrung fehlt bei hohen Gebäuden
00:11:15 Nichtwohngebäude
00:11:51 Luftdichtheit bei Hotel wird strenger gemessen
00:11:51 GEG und Messung von großen Gebäuden
00:15:13 Werte bei großen Gebäude bleiben gleich
00:15:13 Notnagel fällt weg
00:15:13 Künftig: 50 Pascal sind Pflicht
00:17:37 DIN EN ISO 9972
00:18:06 Leckagesuche bei großen Gebäuden
00:18:57 Was schief gehen kann
00:21:10 Beispiel durchgefallene Lagerhalle
00:22:43 Spannend: Anschlüsse bei Hallenkonstruktionen
00:24:18 Paneelfassade vs Betonkonstruktion
00:24:47 Aufwand
00:25:32 Mehr Aufwand, weil etwas nicht funktioniert
00:26:23 Türen und Fenster geschlossen halten
00:27:01 Interview mit Steffi Rolfsmeier BlowerDoor GmbH
00:27:21 Termindruck
00:27:47 Sprachbarrieren
00:28:36 Tipps
00:29:42 Teclog Software und Öffnen von Türen
00:30:03 Leckagesuche, Software, Gebläsezahl
00:31:00 Tectite
00:32:02 Support bei Großmessungen mit Know-How und Gebläsen
00:32:22 Jeder macht es anders
00:34:10 Wer kann Großmessungen machen?
00:34:59 Newsletter mit Updates
Shownotes, Lesetipps und Links
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Büro: 07272-927385 ; https://bionic3.de
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Kostenfrei: Online-Seminar am 14. Oktober 2020 von pro clima
Neu: Änderungen bei Blower-Door-Messungen durch das GEG
13 Uhr: https://www.edudip.com/de/webinar/achtung-neue-anforderungen-bei-blower-door-messungen-14102020-13-uhr/347020
16 Uhr: https://www.edudip.com/de/webinar/achtung-neue-anforderungen-bei-blower-door-messungen-14102020-16-uhr/347022
Fachtagung 2020 – 26. November 2020 in Würzburg. Innenausbau im Bestand: Ticket buchen und Fachbuch geschenkt bekommen
https://www.bionic3.de/bauschaden-fachtagung/
Original-Fachartikel von der bauschaden zum Download:
Aktuelle Anforderungen an Blower-Door-Messungen. Was ändert sich mit Inkrafttreten des GEG und der ISO 9972?
Luftdichtung bei Nichtwohngebäuden: Mehr Energieeffizienz und weniger Kosten
Wo liegt das Problem bei der Bewertung von Leckagen bei Blower-Door-Messungen?
Blower-Door-Messung mit Skateboard und mehreren Gebläsen
DIN EN 13829: Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden. Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden. Differenzdruckverfahren (ISO 9972:1996, modifiziert); Deutsche Fassung EN 13829:2000, DIN Deutsches Institut für Normung e.V., www.bauregeln.de, Februar 2001.
DIN EN ISO 9972:2018-12: Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren (ISO 9972:2015): Deutsche Fassung EN ISO 9972: 2015 (Ersatz für DIN EN ISO 9972: 2015-12), DIN Deutsches Institut für Normung e.V., Dezember 2018.
„Messung großer Gebäude ist Herausforderung für Mensch und Maschine“