Luftdichtheitsnorm DIN 4108-7: praktische Hinweise, die die Planung vereinfachen

1 | Podcast Folge 18

Podcast Folge 18 – Wer sich mit dieser Norm befasst, wird sich verlieben: Luftdichtheitsnorm DIN 4108-7

Die Luftdichtheitsnorm DIN 4108-7 ist toll. Sie ist eine der anwenderfreundlichsten Normen überhaupt. Das sagt auch mein pro clima Kollege Michael Förster, der regelmäßig in Normausschüssen mitarbeitet und auch bei dieser Norm mitgewirkt hat.

Normen haben den Ruf, trocken und verstaubt zu sein. Sind sie nicht immer, wie wir euch in Folge 14 zeigen. Die Luftdichtheitsnorm gibt viele praktische Tipps – wenn ihr euch mit dieser befasst, wisst ihr fast alles zum Thema Luftdichtheit. Es ist eine Norm, die konkrete Handlungsanweisungen und Tipps für Planung und Umsetzung gibt.

In dieser Folge beschäftigen wir uns damit, was die DIN 4108-7 für die Planung der Luftdichtheit empfiehlt. Wir fassen euch die wichtigsten Punkte zusammen und untermauern sie mit Beispielen – auch mit negativen: Was passiert, wenn die Empfehlungen der Norm ignoriert werden?

!! Achtung: richtige Ausgabe der Norm kaufen: Ausgabe 2011 !!

Die Norm 4108-7:2011-01 kann beim Beuth-Verlag als PDF erworben und heruntergeladen werden. Wichtig ist, dass ihr euch mit der Ausgabe aus dem Jahr 2011 beschäftigt. Was im Internet kostenfrei zu finden ist, ist meist illegal – und außerdem oft die falsche Version. Hier die richtige:
https://www.beuth.de/de/norm/din-4108-7/136819094

Unterschied Luftdichtheit und Winddichtheit

Gebäudehülle? Was ist das denn? Viele sprechen von Winddichtheit, meinen jedoch Luftdichtheit. Diese zwei Begriffe werden öfter verwechselt, die DIN 4108-7 hilft, dies konkret zu unterscheiden. An die Luftdichtheit werden größere Anforderungen gestellt als an die Winddichtheit.

Hier unsere kleine Merkhilfe:

Luftdichtheit =in der Regel: raumseitig, auf der Innenseite der Dämmung
Winddichtheit =Außendichtung bzw. Witterungsschutz

 —> Luftdichtheit + Winddichtheit = Gebäudehülle

Empfehlung für die Definierung der Luftdichtheitsebene

Die DIN 4108 empfiehlt bei der Planung die Art und Lage der Luftdichtheit zu definieren, sie ist meistens raumseitig der Dämmung anzuordnen und Versprünge sind zu vermeiden.

Also fragt euch: Wie ist die Luftdichtheitsebene geführt? Wo geht die luftdichte Ebene entlang?

Es hört sich einfach an, wird oft falsch gemacht: beispielsweise im Bereich der Fenster. Hier ist die Luftdichtheitsebene oben oft weiter außen als im unteren Bereich. Somit entsteht auch ein Versprung. Mehr dazu in unserer Folge 17: Darum zieht es immer an Fenstern.

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Ein weiteres Beispiel für die Lage der Luftdichtheit

Bei Sub-and-Top-Verlegung bei der Dachsanierung wechselt die Luftdichtheitsebene in jedem Gefach von innen nach außen und wieder zurück. Zusätzlich müssen die Anschlüsse richtig verarbeitet werden.

Norm warnt vor Feuchte und Wind

Es kann alles perfekt sein und doch noch schief gehen, wenn der Bauablauf nicht beachtet wird. So warnt auch die Norm davor, die Luftdichtungsebene Wind und Wetter auszusetzen. Das kann passieren, wenn beispielsweise die luftdichte Ebene fertiggestellt ist, jedoch die Fenster fehlen.

Winterbaustelle

Während der Bauphase sollte generell nicht zu viel Feuchtigkeit bzw. relative Luft produziert werden. Der Holzbau hat aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads Vorteile. Aber auch hier kann es zur Baufeuchte kommen, wenn beispielsweise der Estrich aufgegossen wird und es draußen Minusgrade hat (mehr dazu ab Minute 16:15).

Unterschied zwischen Dampfbremse und Luftdichtung

Dampfbremse und Luftdichtungsschicht sind meist eine Funktionseinheit. Das sagt die Norm. Jedoch kann man diese Begriffe auch trennen. Zum Beispiel ist eine verputzte Heraklithplatte luftdicht, hat aber für manche Konstruktionen einen zu geringen sd-Wert. Früher konnte man das mit einer Dampfbremstapete lösen. Leider gibt es die nicht mehr.

Weiteres Beispiel: Wenn die Dampfbremsbahn nicht luftdicht verarbeitet ist, reicht es aus, die Gipskartonebene luftdicht auszubilden.

Holger spricht ab Minute 6:40 über einen Altbau, bei dem die Luftdichtung nicht richtig ausgeführt wurde.

Mythos: Norm fordert Luftdichtheitskonzept

Die DIN 4108-7, die Luftdichtheitsnorm, spricht nicht spezifisch über ein „Luftdichtheitskonzept“. Aber die Norm gibt so viele konkrete Handlungsanweisungen, sodass schnell klar wird, dass ein durchdachtes Konzept Sinn macht. Der Begriff Luftdichtheitskonzept hat sich erst nach Überarbeitung der Norm 2011 entwickelt (ab Minute 12).

Geeignetes und ungeeignetes Material für die Luftdichtheit

Die Luftdichtheitsnorm benennt konkret, welches Material zur Erstellung einer Luftdichtheit geeignet ist, so zum Beispiel:

Geeignet sind: Holzwerkstoffplatte
Ungeeignet sind: Holzfaserplatte
auch ungeeignet: Montageschaum

Aufschlussreiche Grafiken

Die Norm ist ein gutes Nachschlagewerk, weil viele Grafiken Hilfestellungen geben, beispielweise: Wie funktioniert Luftdichtheit im Holzbau oder beim Massivbau. Wir haben zwei Folgen darüber aufgenommen, wann es nicht funktioniert und wie ihr das ändern könnt:

Norm regelt die Grenzwerte – neu seit 2011: Hüllfläche

In der 2001er-Ausgabe der Luftdichtheitsnorm lag der Grenzwert bei 3 und jetzt bei 3,0. Mehr dazu im Podcast (ab 10:30 min).

Aktuell liegen die Grenzwerte n50 = 3,0 bei Neubau oder bei Sanierung
n50 = 1,5 bei ventilatorgestützter Lüftung. Wobei die Norm hier den Wert von 1,0 empfiehlt.

Ab 2011 spricht die Norm erstmals von q50 (Anf. an Hüllfläche) 3,0 (mit + ohne kontrollierter Wohnungslüftung). Mehr darüber im Podcast.

Auch mit gutem Blower-Door-Test-Ergebnis sind Schäden möglich

Die Norm weist darauf hin, dass auch bei Einhaltung der Grenzwerte lokale Fehlstellen möglich seien. Damit unterstützt die Norm die Aufklärungsarbeit, dass eingehaltene Werte nichts über das Potenzial der Schadensfreiheit eines Gebäudes aussagen. Wir finden, dass ein n50-Wert von 3,0 so schlecht geplant und verarbeitet ist, dass man es fast schon lassen kann.

Miteinander sprechen oder gewerkeübergreifendes Arbeiten

Die Luftdichtheitsnorm empfiehlt, dass alle Gewerke miteinander sprechen und sich abstimmen. In der Realität ist das schwierig, daher übernehmen oft Bauleiter*innen oder Energieberater*innen diese Aufgabe.

Das gewerkeübergreifende Arbeiten ist bei der luftdichten Ebene besonders wichtig, da oft nachträglich noch Durchdringungen notwendig sind. Beispielsweise weil noch Rohre oder Kabel verlegt werden müssen.

Warnung: nachträgliche Beschädigung und Durchdringungen vermeiden

In unserer zweiten Podcastfolge „Stoppt den Kabelsalat“ und im Bauradio haben wir über Baustellensituationen gesprochen, vor der die DIN 4108-7 warnt: Durchdringungen, Kabel und nachträgliche Beschädigung der Luftdichtheit vermeiden (ab 17:04 min).

Die Norm listet konkret die Punkte auf, die große Schäden verursachen können und wie sie schon bei der Planung vermieden werden können:

  • Durchdringungen mit Manschetten
  • Installationsebene
  • genügend Abstand der Rohre und Durchdringen, sowohl untereinander also auch zur Wand, damit Handwerker diese auch nachträglich abdichten können.

In den oben genannten Podcastfolgen listen wir euch konkret alle cleveren Lösungen auf.

Die Norm ist meist Trendsetter
Die DIN 4108-11 hat die gesetzlichen Anforderungen der EnEV beeinflusst.

Handwerker: meldet Bedenken an

Es gibt manchmal Baustellen, da ist auch nachträglich die Luftdichtheit nicht mehr zu retten. Hier sagt auch die Norm: Steht auf, wehrt euch, sagt, das ist nicht machbar. Versucht nicht etwas zu retten, das nicht funktioniert. Die Norm liefert euch hierfür Argumente.

Hierzu nennt Holger das Beispiel eines Brettschichtholz-Dramas ab Minute 20:40. Die ganze Feuchtigkeit ist nach oben gewandert und das Brettschichtholz, das normalerweise trocken ist, war komplett verschimmelt.

Perfekte Verarbeitung von Anschlüssen

Die Luftdichtheitsnorm zeigt euch auch, wie ihr perfekte Anschlüsse verarbeitet: spannungsfrei und mit Dehnschlaufe. Wir haben dazu ein Kurzvideo aufgenommen: Luftdichter Anschluss Dampfbremse an Mauerwerksgiebel.

Länge der Fugen und Anschlüsse möglichst minimal halten

Die Norm empfiehlt, nicht die schmalsten Bahnen zu nehmen, ausreichend überlappend zu arbeiten und einzuputzen. Eine Anpressplatte hingegen ist keine Pflicht.

Keine Belastung bitte!

Auch sollen Zugkräfte auf Klebeverbindungen gemieden werden, wie auflastende Dämmstoffe. Dazu gibt es auch hilfreiche Interviews:

Schutz vor Sturm: mechanische Sicherung

Bei nicht ausgebauten Dachböden wird manchmal an der Lattung gespart. Bei Sturm kann dadurch die luftdichte Ebene zerstört werden (Minute 24). Wind generell hat großen Einfluss und kann auf die innere Folie drücken. Daher: Denkt an die mechanische Sicherung!

Mauerwerk ist nicht luftdicht

Weitere sehr hilfreiche Tipps und Empfehlungen der DIN 4108-7 bezüglich des Mauerwerks:

  • Glattstrich bei Schornsteinen aus porösen Steinen ausführen
    (s. auch Folge 5, Mauerwerk ist nicht luftdicht)
  • die Innenwände eines Mauerwerks oberseitig abdecken oder auch hier einen Mörtelglattstrich ausführen
  • Beim Mauerwerk allgemein auch bei nicht sichtbaren Bereichen einen Glattstrich machen

Holger erzählt über ziehende Reihenhäuser (24:43 min), weil die Trennwände Hohlräume hatten, aber keine luftdichten Elektroinstallationen.

Typischer Fehler im Holzbau

Beim Holzrahmenbau gilt dasselbe: Innenwände im Dachgeschoß, die die luftdichte Ebene durchdringen, müssen oberseitig durch einen Folienstreifen abgedeckt werden. Alternativ kann die OSB-Platte beidseitig mit dem oberen Rähm verklebt werden. Was sich kaum jemand vorstellen kann: Es zieht durch den Spalt zwischen OSB und KVH.

Das waren nur die wichtigsten Empfehlungen, die wir rausgepickt haben. Wir hoffen, ihr seid jetzt auch begeistert und stürzt euch auf die Norm, hier könnt ihr sie kaufen: https://www.beuth.de/de/norm/din-4108-7/136819094

In der kommenden Folge 19 geht es um Materialen, die verwendet werden können und wie diese verarbeitet werden.

Shownotes: Links und Quellen zur Podcastfolge

DIN 4108-7:2011-01
Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 7: Luftdichtheit von Gebäuden – Anforderungen, Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie Beispiele


FLIB- Luftdichtheitskonzept

Podcastfolgen, die tiefer in das Thema einsteigen:

pro clima Bauradio:

Übersicht der Folge

0:00 Intro
02:00 kostenfreier Download der DIN 4108-7? Nein.
02:35 Luftdichtheit vs. Winddichtheit
05:00 Luftdichtheitskonzept zum Download
08:00 Grenzwerte
18:00 Durchdringungen
23:00 Klebekraft lässt nach

Kommende Seminare, Online-Seminare und Vorträge mit bionic3 | Holger Merkel:

Webinar: Achtung, neue Norm für Blower-Door-Tests: Wann wird wie gemessen? Typische Fallen im Sachverständigengutachten
Freitag, 19. März 2021, 10:00–11:30
Hier geht es zur Anmeldung. Weitere Infos zum Seminar unter: https://blowerdoor-spezialisten.de/online-seminar-geg-blower-door-test-10-2020/

Blower-Door-TÜV-Intensivseminar in Nürnberg mit Zertifizierungs-Option
Donnerstag 15. April + Freitag, 16. April 2020 in Nürnberg, 805 Euro zzgl. MwSt.
Hier geht es zur Anmeldung.

Blower-Door-TÜV-Intensivseminar in Köln mit Zertifizierungs-Option
Dienstag, 4. Mai + Mittwoch, 5. Mai 2020 in Köln, 805 Euro zzgl. MwSt.
Hier geht es zur Anmeldung.

Webinar: DIN 4108-7 in der praktischen Anwendung. Typische Fehlerquellen und deren Vermeidung
19.05.2021 | 13:00–14:30 Uhr
Hier geht es zur Anmeldung.

Blower-Door-TÜV-Intensivseminar in Hamburg mit Zertifizierungs-Option
Mittwoch, 26. Mai + Donnerstag, 27. Mai 2021
Hier geht es zur Anmeldung.

Kennt ihr schon unseren Youtube-Channel?
https://www.youtube.com/channel/UCQZYtzzaWyoGWeEiBSSIsmA

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Holger Merkel: ☎︎ 0171 706 1344 | hm@bionic3.de
Dirk Kabisch ☎︎ 07272-927385 | dk@bionic3.de
Heide Merkel 0151 649 33058 | heide.merkel@besser-als-marketing.de

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